Hickenmaarde
Der Hickenmarkt hat inzwischen eine über 120jährige Tradition! Vor 1880 wurde nachweislich ein kleiner alljährlicher Viehmarkt auf dem "Säuplatz" (heute Leystraße) in Niederdresselndorf abgehalten. Ferkelhändler boten Ihr grunzendes Vieh feil, Kühe und allerlei Kleinvieh wurde versteigert und sonstige Waren des täglichen Bedarfs verkauft.

Der Festausschuß des Hickenmarktes um 1920Am 4. April 1880 wurde der landwirtschaftliche Lokalverein des Amtes Burbach mit den Ortsvereinen Burbach, Neunkirchen und dem Hickengrund gegründet. Kurz danach (1881/82) löste sich jedoch wieder der Ortsverein Hickengrund aus dieser Vereinigung und gründete einen eigenen Lokalverein - den landwirtschaftlichen Lokalverein "Hickengrund". Unter seinem 1. Vorsitzenden Zint, Oberdresselndorf, wurden zunächst alle vier Jahre Viehprämierungen veranstaltet.Aber mit der Einführung des Siegerländer Herdbuches 1894 fanden diese Märkte dann alle 2 Jahre statt. Der ursprüngliche Verkaufsmarkt gestaltete sich immer mehr zu einem Schaumarkt. Bald reichte der Standort "Säuplatz" nicht mehr aus und wurde zum heutigen Marktplatz verlegt. Unter der langjährigen Leitung des Vorsitzenden August Krombach, Oberdresselndorf, wurde der Markt in einem immer größeren Rahmen abgehalten. Wichtige Geschäftspartner waren offenbar die aus Haiger und Herborn angereisten Viehhändler jüdischen Glaubens. So darf man jedenfalls aus einem Gemeinderatsprotokoll schließen, in dem es heißt: "Da der hiesige Markt am 4. Oktober 1910 auf das Neujahrsfest der Juden fällt, so wird beschlossen, denselben auf Freitag, den 14. Oktober 1910 zu verlegen".

In einem Bericht der Siegener Zeitung von 1926 finden wir eine interessante Beschreibung über den damaligen Verlauf des Festes. Damals standen rund 25 Buden und Erfrischungshallen, Karussell, Schießbude und ein Kletterbaum (!) auf dem Festplatz Osterwiese. Hier der Artikel in Auszügen:


Landwirtschaftliches Fest im Hickengrunde
Entgegen allgemeinen Gewohnheiten, die landwirschaftlichen Feste am Schluß der Erntezeit zu feiern, wenn Obst noch so eben am Baume hängt, hatte der Landw. Lokalverein die Tierschau auf Anfang Mai gesetzt. Am 4. Mai fand sie in Niederderesselndorf statt, auf einer hübsch am Walde gelegenen Wiese, die schon öfter diesen Zwecken gedient hat. Man nennt sie im Volksmunde die Osterwiese. Das Wetter war kühl, aber nicht unfreundlich. Aufgetrieben waren 235 Stück Rindvieh, einige Schafe und - eine Ziege; letztere schön und schlank gewachsen, schämte sich allein zu sein. Die Hickenmädchen können stolz sein auf ihr schönes Vieh; sie hatte es auch schön geputzt.
Die Preisrichter begannen fürh mit der Bewertung der Tiere; die zur Beurteilung kommenden Geldpreise waren zahlreich, aber, entsprechned den Verhältnissen, etwas klein. Die Namen der präm. Viehbesitzer stehen in Nr. 104 der Siegener Zeitung.
Um 3 Uhr nachm. stellte sich der Festzutg bei der Schule auf. Voran die Musikkapelle, ein Herold oder Postillion, dann das prämierte und bekränzte Vieh, der Vorstand des Landw. Lokalvereins, dem sich die Herren Landrat Goedecke und Amtmann Liebau angeschlossen hatten. Ein Heuwagen mit ländlichen Schönen in der typischen Tracht und vergnügten Burschen nahte. Jedem Festwagen bzw. jeder Gruppe wurde ein Schild vorausgetragen, enthaltend eine Strophe aus einem Volkslied. Hier: "Mein Mann ist gefahren in`s Heu, Juchei!" - Der Wagen war gestellt von Holzhausen und Lützeln. - Eine nun folgende Gruppe aus Holzhausen stellte Siegerländer Mäckeser vor, die aber kaum noch zu finden sind. Schadet auch nichts.- Es reiht sich an ein Handwerkerwagen, recht anschaulich mit den Inschriften: "Schmiede das Eisen, solange es glüht" und "All die Schusterjungen han immer frohen Sinn".
Es folgten Hirte (Holzhausen) und Schäfer (O.-Dresselndorf) mit den Schildern: "Ich bin allein auf weiter Flur" und "Der Schäfer putzt sich zum Tanz" - Eine Spinnstube aus dem 18. Jahrhundert mit Burschen und Mädchen. Inschrift: "Spinn, Tochter, spinn!" - Der sich anreihende Wagen sollte eine Fahrt nach der Leipziger Messe darstellen. - Herr Heinrich Stolz, N.-Dresselndorf, hatte als Schmied einen eigenen Wagen ausgerüstet, mit der Inschrift; "Ein Schlosser hat ein`Gesell gehabt, der hat gar langsam gefeilt." - Es reihte sich an eine Gruppe, verkörpernd die alte Sage: "Die Schweden im Hickengrunde", und ein Kornwagen mit der Inschrift: "Auf ihr Schnitter, in`s Korn, in`s Korn" (Niederdresselndorf).- Ein Bär mit Führer und dem Schilde "Im Krug zum grünen Kranze" (Niederdresseldorf), der Nachtwächter mit dem schönen Sinnspruch: "Hört Ihr Herrn und laßt euch sagen".......
1950 wurde aus Vertretern der einzelnen Gemeinden Ober-, Niederdresselndorf, Lützeln und Holzhausen, des Lokalvereins und der Bürger ein Marktausschuß gewählt, der zukünftig die Gestaltung des Marktes übernahm. 

Bis 1950 wurde ausschließlich rotes Höhenvieh aufgetrieben, danach auch rotbuntes Vieh. Trotz der allgemein rückläufigen Tierbestände konnten 1962 zum 80jährigem Jubiläum immerhin noch rund 145 Stück Vieh aufgetrieben werden.Zu dieser "Jubiläumsausgabe" gehörte seinerzeit auch ein umfangreicher Festzug, von dem auch die Zeitungen ausführlichst berichteten.

Inzwischen hat sich aufgrund der veränderten Wirtschaftsstruktur der Hickenmarkt zu einem reinen Vergnügungsjahrmarkt entwickelt. Die Kuh oder die Ziege im Stall gibt es nicht mehr. Pommesbude, Autoscooter und Riesenrad haben schon längst Tierschau und den "Herdenauftrieb" verdrängt. Schade `drum.


 © Detlev Kretzer, Färberstraße 13, 57299 Burbach-Holzhausen